Gute Gründe - Ein Argumentarium
Strasse mit Hintergedanken
Die Südumfahrung wird als entfernte Zukunftssicherung
für die südliche Umfahrung von Basel dargestellt. In Tat
und Wahrheit drängt insbesondere die Gemeinde Allschwil
auf eine rasche Realisierung. Der Kanton hat beim Bund
bereits beantragt, die Südumfahrung als Bundesstrasse
anzuerkennen.
Offensichtlich entsteht hier mehr als nur ein Strich in der Landschaft
zur Sicherstellung eines eventuellen Strassenbaus. Kantonale
Stellen weisen darauf hin, dass die Autobahn A 2 überlastet ist.
Die Südumfahrung schliesst an die französische Autobahn an und
stellt – auch im Lichte der Schwerverkehrsabgabe – eine Abkürzung
nach Delsberg und ins Mittelland dar (Transjurane). Diese
Strasse wird man vierspurig bauen müssen. Sie bekommt nationalen
Charakter.Unklare Funktion - Bedrohung für das Leimental
Die Südumfahrung, welche als Lösung für regionale Verkehrsprobleme
in der Agglomeration und im Leimental
propagiert wird, führt in die falsche Richtung, nämlich von
Aesch quer nach Allschwil, und öffnet neue Schleusen.
Sie bringt nicht nur massiven neuen Lastwagen- und PW-Verkehr
mit sich, sie verändert vor allem im Leimental, besonders in Binningen
und Bottmingen, die Verkehrsströme.Massive Beeinträchtigung von Umwelt und Lebensqualität
Die Südumfahrung zerstört bedeutende Landschafts- und
Naturwerte und beeinträchtigt Lebensraum und Lebensqualität
massiv. Nicht zuletzt wird die zusammenhängende
offene Landschaft des mittleren und hinteren Leimentals
durch die neue Strasse zerschnitten.
Damit wird auch der Wert des Naherholungsgebiets für Bevölkerung
und Erholung Suchende stark gemindert. Die Strasse führt
überdies zu einem beschleunigten Ausbau des Siedlungsgebietes
und verstärkt damit die Probleme, deretwegen sie als Heilmittel
gerufen worden war.Ablehnung durch die Betroffenen
Die betroffene Bevölkerung und die meisten Leimentaler
Gemeinden lehnen die Südumfahrung deutlich ab. Damit
stellt sich die Situation anders dar als bei den Projekten in
Frenkendorf / Füllinsdorf mit der H2 oder bei den Umfahrungen
von Sissach und Grellingen.
Auch Zwingen und Laufen haben sich im Vorfeld positiv zu ihren
Projekten geäussert. Eine Südumfahrung gegen den Willen der
betroffenen Bevölkerung wäre ein nie da gewesener Affront, bei
dem man sich die Frage gefallen lassen müsste, wem denn diese
aufgezwungene Strasse dienen soll. Die Leimentaler spüren offenbar,
dass sie nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen.Unverhältnismässig hohe Kosten – fehlender Nutzen
Die Gesamtkosten der Südumfahrung werden heute mit
1,2 Milliarden Franken angegeben. Aufgrund einschlägiger
Erfahrung ist bekannt, dass bei einem rund 60%-igen Anteil
an Tunnelstrecken die Kosten effektiv weit über 2 Milliarden
Franken betragen werden.
Diesen Kosten steht aber kein echter volkswirtschaftlicher Nutzen
gegenüber, keiner jedenfalls, welcher der Wohnqualität des Leimentals
und der wirtschaftlichen Entwicklung dient. Bei so hohen
Aufwendungen hingegen werden zuvor verworfene OeV-Varianten
wieder attraktiv.Lokale Lösungen kommen auf lange Bank
Die Südumfahrung ist zur sofortigen Lösung der Verkehrsprobleme
untauglich. Dieses Projekt verhindert vielmehr
die Entwicklung lokaler, einfacher und relativ rasch wirksamer
Lösungsansätze.
Dabei wäre es wichtig und vernünftig, für die Gemeinde Allschwil
eine Verkehrsentlastung Richtung Norden zu suchen und zu forcieren
und für Binningen / Bottmingen sind Verkehrslösungen im Zusammenhang
mit dem öffentlichen Verkehr (z.B. Direktverbindung
zum Bahnhof SBB) ernsthaft an die Hand zu nehmen.Es fehlt die Übersicht
Nur ein Gesamtverkehrskonzept, das alle wichtigen Verkehrsströme
rund um Basel und auch kantonsübergreifend erfasst, das
Rücksicht auf Umwelt, Siedlungen und wertvolles Kulturland
nimmt und sowohl den privaten wie auch den öffentlichen Verkehr
mit einbezieht, kann gültige Grundlage für die nächsten Planungsschritte
sein. Ein solches Gesamtkonzept mit klaren Vorgaben ist
zwingend.
Die Zukunft lässt alles offen
Die Aufnahme der Südumfahrung in den Richtplan ist unnötig,
weil die freien und wertvollen Gebiete zwischen Ettingen,
Therwil, Biel-Benken und Oberwil ohnehin nicht
überbaut werden können – oder dann nur mit Einwilligung
des Kantons. Eine Sicherung für die Zukunft braucht es
deshalb nicht.
Das heisst: sollten sich unsere Nachfahren eines Tages aufgrund
detaillierter Grundlagen für eine Südumfahrung entschliessen, ist
der Weg weiterhin offen und nicht verbaut. Unter dem Eindruck
der Klimaveränderung und knapper Ressourcen könnten dannzumal
zwar andere Lösungen im Vordergrund stehen. Aber die Möglichkeit
einer Südumfahrung besteht auch ohne Festlegung oder
Anmerkung im Richtplan.